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29. August – 28. September 2025
Hautnah – Proche de la peau
Emmanuelle Dorot und Karin Otten

Hautnah – Proche de la peau • Emmanuelle Dorot und Karin Otten

29. August – 28. September 2025

Die Osnabrücker Künstlerin Karin Otten legt den Fokus ihrer künstlerischen Arbeit auf die
Entwicklung von Skulpturen. Sie bevorzugt dabei die Materialien Holz und Bronze. Diese beiden
sehr unterschiedlichen Werkstoffe bilden in der künstlerischen Verbindung Objekte von
spezifischer ästhetischer Qualität. Auf das in der Gestaltung ihrer Skulpturen etwa verwendete
Holz und andere Naturmaterialien, nicht selten Wurzeln, Federn, bizarre Äste, Zweige
und Blätter, stößt sie mehr oder weniger zufällig. Sobald ein solches Fundobjekt einen künstlerischen
Impuls oder eine gestalterische Idee hervorruft, wird es im Atelier bearbeitet, gegebenenfalls
mit Wachs ergänzt und danach in Bronze gegossen. Den jeweils spezifischen Charakter
des Naturmaterials versucht Karin Otten so weit es geht zu bewahren, es sei denn, eine
Verfremdung ermöglicht eine ungewohnte Wahrnehmung des Dargestellten. Auf diese Weise
entstehen skulpturale Gebilde mit vielfältigen formalen, oftmals bizarren Nuancen, gerade in
der fantasievollen, nicht selten auch spannungsreichen Verbindung von Holz und Bronze.
In den Arbeiten von Karin Otten gibt es immer wieder die Darstellung von Tieren, häufig von
Fischen oder anderen Meeresbewohnern, die in ihren Skulpturen in neue Kontexte gestellt
werden. Das verbindet sie thematisch mit der Kunst von Emmanuelle Dorot, die in Marseille
lebt und arbeitet. Nach Jahren des Studiums und mit vielfältigen Erfahrungen in Malerei und
als Grafikdesignerin sowie auf zahlreichen Auslandsreisen entdeckte Emmanuelle Dorot
während eines Aufenthaltes in Japan eine Kunstform, mit der sie seither experimentiert und
die mittlerweile nach eigener Aussage zu einem integralen Bestandteil ihres künstlerischen
Schaffens geworden ist. Diese sogenannte Gyotaku-Technik ist eine mehrere Jahrhunderte
alte Bildpraxis japanischer Fischer, die ihnen dazu diente, eine Erinnerung an einen besonderen
Fang festzuhalten, indem der Name des Fischs, sein Gewicht sowie der Fangort dokumentiert
und dieser Art „Protokoll“ ein Gedicht hinzugefügt wurde. Daraus entwickelte sich
im Lauf der Zeit eine eigene Kunstform: Der Fisch (oder auch ein anderer Meeresbewohner,
etwa ein Krebs oder auch ein Oktopus) wird gereinigt und mit Tusche eingestrichen. Sodann
wird mit einem weichen Papier ein Abdruck genommen, der nach Bedarf mit Aquarellfarbe
weiter bearbeitet werden kann, bevor der Fisch schließlich gereinigt und weiterverwendet
wird.
Dass für die Ausstellung der beiden Künstlerinnen der Titel „Hautnah“ gewählt wurde, verweist
darauf, dass die hier gezeigten künstlerischen Arbeiten eine geradezu intime Verbindung
zwischen der jeweiligen Künstlerin und ihrem Objekt erkennen lassen, und zwar von
der ursprünglichen Idee über den Entstehungsprozess bis hin zur Vollendung. Ob auch der
Betrachter dieser Objekte eine solche Nähe zu ihnen sucht, kann man Karin Otten und
Emmanuelle Dorot nur wünschen.

Dr. Hubert Manke